Lebensrealitäten von Frauen im Alter

Ein frühzeitiger Vermögensaufbau schafft nicht nur finanzielle Stabilität, sondern auch die Freiheit, ungesunde Situationen hinter sich zu lassen. Jüngeren Frauen ist das vielleicht noch nicht ausreichend bewusst, aber es lohnt sich, mit Frauen über 50 darüber zu sprechen und von ihren Erfahrungen zu lernen.

Von Helga Baechler

Um mir meine Zukunft vorzustellen, betrachte ich die Lebensrealitäten von Frauen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren. Wie gestalten sie ihr Leben und wie geht es ihnen wirtschaftlich und mental? Einige reduzieren bereits ihr Arbeitspensum oder beenden ihre Jobs, um mehr Zeit für die Enkelkinder zu haben. Andere verharren in ungeliebten Arbeitsstellen, die sie weder verlassen noch reduzieren können. Sei es wegen finanzieller Abhängigkeiten, existenzbedrohender Einbussen in der Altersvorsorge oder aus Angst vor dem Altersbias im Jobmarkt.

Wie steht es um die psychische Verfassung dieser Frauen, und wie korreliert sie mit ihrem derzeitigen Vermögen? Treten die Abnützungserscheinungen des Lebens schneller auf, wenn die finanzielle Situation nicht frühzeitig auf Kurs gebracht wurde? Ich spule in meinem Kopf ein paar Jahre vor und stelle mir vor, wie ich mich in diesem Alter fühlen möchte. Es geht um die Wahlfreiheit. Die Möglichkeit, Situationen zu verlassen, die einem psychisch nicht mehr guttun, auch wenn dies finanzielle Einbussen mit sich bringt. Diesen Luxus will ich mir erarbeiten. Ich habe noch knapp 20 Jahre Zeit, um mir diesen Lebensabschnitt so komfortabel wie möglich zu gestalten.

In der Schweiz sind Arbeit und Identität eng miteinander verknüpft. Der Job ist nicht nur Einkommensquelle. Er ermöglicht die Finanzierung unserer Altersvorsorge durch die drei Säulen (AHV, PK und Säule 3a).

Aber was passiert, wenn der Job nicht mehr tragbar ist? Eine Auszeit oder Teilzeitarbeit reisst ein Loch in die Vorsorge. Ein Dilemma, das Existenzängste auslöst und viele in belastenden Arbeitsverhältnissen hält.

Deshalb reicht es nicht, als Frau nur auf die drei Säulen der Altersvorsorge zu setzen. Es ist wichtig, sich zusätzliche Vermögenswerte zu schaffen wie Mieteinnahmen, Aktien oder ein eigenes Business.

Ich baue mir ein Dividenden-Depot auf, um im Alter ein zusätzliches Einkommen zu generieren. Alternativ oder ergänzend eignet sich ein breit gestreutes ETF-Depot, das nach jahrelanger Aufbauarbeit durch schrittweise Entnahmepläne ein Einkommen ermöglicht.

Es geht nicht darum, wie viele Besuche im Café ich mir im Alter leisten kann. Es geht darum, ob ich mit 59 Jahren noch einen belastenden Job machen muss, der mir nicht guttut, oder in einer toxischen Beziehung bleiben muss, weil die finanziellen Mittel fehlen.

Ein finanzielles Polster aufzubauen braucht viel Zeit. Es gilt, Schwankungen auszuhalten und die eigene Risikofähigkeit im Blick zu behalten. Wer früh beginnt, hat einen langen Anlagehorizont. Mit dem ersten Lohn sollte idealerweise ein ETF-Depot eingerichtet werden. Dank günstigen Sparplänen bei Schweizer Brokern ab 25 CHF ist dies heute einfacher denn je. Das Motto lautet: «Gas geben in jungen Jahren» und auf das neueste Auto verzichten, um später die Freiheit zu haben, das Leben selbstbestimmter zu gestalten.

Es lohnt sich, das eigene Umfeld zu beobachten und aus den Fehlern von anderen zu lernen. Denn Freiheit ist unbezahlbar, gerade im Alter.