Warum keine 13. PK-Rente?
Von Beat Schmid
Mein Vater (86) erhält zu Weihnachten regelmässig ein grosszügiges Geschenk. Nicht von der Familie, sondern von seiner Pensionskasse, die ihm eine 13. und manchmal eine 14. Sonderrente überweist. Auch letztes Jahr hat er wieder einen «Dreizehnten» und einen «Vierzehnten» erhalten. Wenn ich ihn zu Weihnachten besuche und er mir von den Zusatzauszahlungen erzählt, wünsche ich ihm immer viel Gesundheit und ein ganz langes Leben – das ist inzwischen ein Running Gag zwischen uns.
Wie ist das möglich? Das liegt zum einen daran, dass er in einer sogenannten «geschlossenen Kasse» versichert ist, in der es nur Rentner gibt. Sein Industriekonglomerat, in dem er jahrzehntelang angestellt war, wurde nach seiner Pensionierung zerschlagen und verkauft. Wenn Rentner sterben, bleibt mehr für die Überlebenden übrig.
Aber das ist nur ein Grund. Der andere ist, dass die Kasse meines Vaters eine sehr gute Kasse ist – schon zu Zeiten, als er noch erwerbstätig war. Als er in Pension ging, lag der Deckungsgrad bei 150 Prozent – ein absoluter Spitzenwert. Dass mein Vater bei einer der besten Kassen der Schweiz versichert ist, ist natürlich pures Glück.
Leider haben nur wenige Versicherte so viel Glück wie mein Vater. Der breite Durchschnitt der Kassen ist solide verwaltet, mehr aber auch nicht. Wer Exzellenz im Schweizer Pensionskassenwesen sucht, muss die Lupe hervorholen. Dabei ist eine gute Anlageperformance absolut entscheidend. Jeder, der schon einmal eine Zinseszinsrechnung gemacht hat, weiss das.
Ein Beispiel: Mathilde ist 50 Jahre alt und hat eine halbe Million Franken in der PK angespart. Die restlichen 15 Jahre ihres Erwerbslebens verbringt sie in einer Kasse mit einer Rendite von 1,5 Prozent. Mit 65 Jahren hat sie 625’000 Franken auf der hohen Kante (ohne Einkäufe gerechnet). Mathildes beste Freundin hat es besser: Sie ist bei einer Kasse versichert, die eine durchschnittliche Rendite von 3,5 Prozent erzielt. Mit 65 Jahren wird sie 837’000 Franken angespart haben. Die Differenz beträgt über 200’000 Franken oder 1000 Franken pro Monat (bei einem Umwandlungssatz von 6 Prozent).
Die Asset Management Association Switzerland (AMAS) hat kürzlich auf die grossen Performance-Unterschiede hingewiesen. Die Migros-PK erzielte über fünf Jahre eine Nettoperformance von rund 20 Prozent. Bei der CS-PK waren es rund 17 Prozent. Die PK der Stadt Zürich erreichte über 13 Prozent. Im Durchschnitt erzielten die Schweizer Kassen eine Rendite von knapp 11 Prozent. Unterdurchschnittlich rentierten die BVK des Kantons Zürich und die PK Post, deutlich unterdurchschnittlich die Publica.
In der Diskussion um Reformen in der Altersvorsorge hört man immer wieder die gleichen Totschlagargumente, warum der Umwandlungssatz unbedingt gesenkt und Rentenalter erhöht werden müsse. Kaum thematisiert werden hingegen die zum Teil dürftigen Anlageergebnisse der Pensionskassen. Es ist höchste Zeit.